Unsere Insektenschutzprojekte im Biosphärenreservat Schaalsee

Blühwiese/-streifen

Lebensraum und Insekten-Autobahn

Blühwiesen und -streifen werden vor allem mit blütenbesuchenden Insekten wie Schmetterlingen und Wildbienen assoziiert. Doch ihr Nutzen ist sehr viel mehr als nur das Angebot von Nahrung. Neben Lebensraum bieten vor allem Blühstreifen als lineare Elemente in der Agrarlandschaft den Insekten die Möglichkeit zwischen bestehenden Lebensräumen (Habitaten) zu wandern und so zum Erhalt der vorhandenen Insektenbestände beizutragen.

20 ha Blühwiese/-streifen in Schaalsee in 2022

Wir achten besonders darauf, dass die Blühmischungen aus regionalem Saatgut bestehen und eine große Vielfalt an Pflanzenarten enthalten. So kann sichergestellt werden, dass Insekten im Laufe des Jahres immer blühende Arten und somit Nahrung finden können. Die mehrjährigen Blühwiesen und -streifen bieten mit entsprechender Pflege eine Fülle an verschiedensten Strukturen, die nicht nur den blütenbesuchenden Insekten, sondern auch z.B. Käfern und Heuschrecken zugutekommen.

Vorbereitung ist essentiell

Bei der Anlage eines Blühstreifens, z.B. in Form eines Saumes entlang von Ackerrändern, ist vor allem die Bodenvorbereitung entscheidend. Je besser der Boden vorbereitet wird, desto geringer ist der Pflegeaufwand im Nachgang, da unerwünschte Begleitkräuter wie Ampfer und Weißer Gänsefuß gar nicht oder nur in geringem Maße auftreten.

Brache

Mit Geduld und Brache…

Es muss nicht immer eine Blühmischung sein…oftmals entwickelt sich auf stillgelegten Flächen von ganz allein eine artenreiche Blühwiese. Es bedarf allerdings etwas Geduld, bis aus solch einer Fläche (Foto aufgenommen im März 2021)…

…schafft man paradiesische Zustände

…ein wahres Insektenparadies wird (Foto aufgenommen im August 2021).

Ensprechende Pflege macht den Unterschied

Eine zeitlich gestaffelte Mahd bringt nicht nur Strukturvielfalt in die brachliegende Fläche, sondern ermöglicht den Insekten aus den gemähten Bereichen in die ungemähten Bereiche zu fliehen und so dem sicheren Tod zu entgehen. Darüber hinaus wachsen die Pflanzen auf dem gemähten Bereich noch einmal nach und bilden eine zweite Blüte aus, die…

Herbstliches Insektenparadies

…bis spät in den Herbst hinein den Insekten Nahrung bietet, während an manch anderer Stelle bereist alles verblüht ist (Foto aufgenommen im Oktober 2021).

Insektenfreundliche Mähtechnik

Probieren geht über studieren

Seit letztem Jahr wird auf ausgewählten Flächen im Biosphärenreservat der Einsatz insektenschonender Mähtechnik erprobt. Besonders durch die hohen Anschaffungskosten wird diese Technik bisher nur selten am Schaalsee verwendet. Ab dem kommenden Jahr wollen wir gemeinsam mit dem Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe Interessierten die Chance bieten, solch ein Mähgerät einmal auszuprobieren, ohne es sich selbst anschaffen zu müssen.

Glatter Schnitt und Schnitthöhe sind wichtige Faktoren

Ein Doppelmessermähwerk ist besonders insektenschonend, da es durch seinen glatten Schnitt und die fehlende Mähgutaufbereitung (Quetschen und Häckseln) das Verletzungsrisiko der kleinen Sechsbeiner deutlich reduziert. Eine optimale Ergänzung ist dabei der Hochschnitt. Bei einer Schnitthöhe von 10 bis 12 cm werden bodenlebende Insekten ebenfalls geschont und die Pflanzen können nach der Mahd schneller nachwachsen.

Nistmöglichkeiten für Insekten

Vielfalt ist die Devise

Neben einem vielfältigen Nahrungsangebot und Rückzugsmöglichkeiten brauchen Insekten auch Strukturen, in denen sie ihre Nester bauen und die nächste Generation großziehen können. Viele Wildbienen- und Käferarten brauchen offene Böden oder Totholz zum Nisten. Die notwendigen Niststrukturen können sehr unterschiedlich ausfallen: von stehendem und liegendem Totholz über Sandbrutstätten und senkrechten Erdanrissen bis hin zu offenen Bodenstellen.

Gemeinsam mit unseren landwirtschaftlichen Partnern haben wir bisher 21 Nistmöglichkeiten auf verschiedensten Flächen angelegt. Ob als offene Rohbodenstellen durch Abplaggen…

…oder durch künstlich erstellte Steilkanten auf Weideflächen, bieten diese Strukturen von nun an vor allem verschiedensten Wildbienen-Arten Raum zum Nisten.

Lesesteinhaufen als Lebensraum für Insekten

Die Schaalsee-Landschaft ist durch eiszeitliche Grund- und Endmoränen geprägt

Feldsteine, die bei jeder Bodenbearbeitung zu Tage treten, sind lästiger Alltag. Diese Steine müssen in mühevoller Arbeit von den Feldern abgesammelt werden, um Schäden an den Landmaschinen zu vermeiden. Oftmals werden die Steine entsorgt oder achtlos an den Feldrand geworfen. Dabei können diese „Ärgernisse“ mit nur wenig Aufwand zu einem Rückzugsort für Insekten, Reptilien und anderen Lebewesen gestaltet werden.

In unserem Projekt haben wir gemeinsam mit beteiligten Landnutzenden die gesammelten Feldsteine zu sogenannten Lesesteinhaufen aufgehäuft. Die Steine heizen sich in der Sonne schnell auf und dienen so den wechselwarmen Insekten als Aufwärmmöglichkeit. Im Winter bieten sie Schutz vor der Kälte und stellen gute Überwinterungsquartiere dar. Und das nicht nur für Insekten, auch Reptilien, Amphibien und einige Vogelarten nutzen die Lesesteinhaufen sehr gerne.

In Kombination mit anderen Strukturen wie z.B. Kleingewässern und Erdanrissen (künstlich angelegte Steilkanten im Gelände) entstehen so wertvolle Lebensräume für Insekten.

Das Klappertopf-Projekt

Klappertopf im Straßenbegleitgrün

In Zusammenarbeit mit dem Straßenbauamt Schwerin, dem Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe, dem Lämmerhof Panten und BROMMI wurde am 4ten März 2022 Saatgut vom Klappertopf ausgebracht.

Samen des Klappertopf

Der Klappertopf ist ein Halbschmarotzer, der vor allem an Gräsern parasitiert. Mit Hilfe von speziellen „Saugwurzeln“ entzieht der Klappertopf den umliegenden Gräsern Nährstoffe und Wasser, wodurch diese in ihrem Wachstum eingeschränkt werden. Dadurch ermöglicht der Klappertopf, dass sich andere konkurrenzschwache Arten entwickeln können.

Die Blüte des Klappertopf

Der Klappertopf ist nicht nur nützlich für die Artenvielfalt, sondern seine Blüten sind auch sehr schön. Somit kann man sich schon mal auf den Sommer im Schaalsee freuen.

Projekt Design

In einen 2m breiten Streifen Straßenbegleitgrüns entlang des Radweges an der L01 auf Höhe des Mechower Sees, sowie auf einer angrenzenden Mähwiese wird das neue Aufwertungsverfahren getestet. Im Vergleich zu Maßnahmen wie Blühstreifen und abschnittsweise Mahd ist die Aussaat des Klappertopfes eine bisher selten genutzte Methode, Grünflächen ökologisch aufzuwerten.

Frau Dr. Josephine Kuczyk beim Ausbringen der Klappertopf Samen

„Ich freue mich sehr, dass das Straßenbauamt Schwerin und das Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe gemeinsam mit dem BROMMI Projekt neue Wege im Insektenschutz ausprobieren wollen. Sollte unser Versuch von Erfolg gekrönt sein, können wir durch die Zusammenarbeit mit diesen beiden Ämtern eine langfristige Umsetzung auf vielen Flächen im Biosphärenreservat Schaalsee garantieren.“

Geschafft!

Ob die Hoffnung das die durch den Klappertopf unterdrückten Gräser den Pflegebedarf mindert und die Biodiversität auf den Flächen steigert wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Auf jeden Fall werden sich die Wildbienen und Hummeln freuen, da sich hier Blühpflanzen ansiedeln können, die sonst im stark wachsenden Gras keine Chance hätten.

Unsere WWF Managerin vor Ort

Warum ich Insekten schütze:
Das habe ich früher gemacht:
Was soll die Zukunft bringen?

Die kleinen Insekten vollbringen auf unserem Planeten Großes. Sie bestäuben diverse Pflanzen und helfen, abgestorbene Pflanzen und tote Tiere wieder dem Stoffkreislauf zurückzuführen. Als Nahrung für viele verschiedene Tierarten, sind Insekten ein wichtiger Bestandteil von Ökosystemen. Ein Verschwinden der Insekten hätte also gravierende Auswirkungen auf unsere Natur.

„Der Mensch, der den Berg abtrug, war derselbe, der anfing, kleine Steine wegzutragen“ -Konfuzius- 

Wir bei BROMMI wollen gemeinsam mit Landwirt:innen und anderen zumindest schon einmal mit den „Wegtragen der kleinen Steine“ anfangen und so unseren Teil für eine lebenswerte Zukunft beitragen. 

Das mache ich in meiner Freizeit: Vogelbeobachtung, Zeichnen, Lesen